Schutz der Seele in Coronazeiten

Es ist wichtig sich vor dem Virus und einer Ansteckung zu schützen. Doch wichtig ist es auch, die eigene Seele vor den Folgen all der einschränkenden Maßnahmen im sozialen Miteinander zu schützen.

Resilienz beschreibt die Widerstandsfähigkeit der Seele oder der Psyche gegenüber Stress. Im folgenden einige Tipps, wie wir recht leicht unsere eigene Resilienz stärken können.

Es beginnt mit dem Verstehen, warum die aktuelle Situation in uns Stress und Unsicherheit erzeugt.

WOHER KOMMEN ANGST UND UNSICHERHEIT?

Einerseits erleben wir eine historisch äußerst seltene Situation, die es im Leben der allermeisten von uns noch nicht gegeben hat. Andererseits sind wir gewohnt geänderte Umstände mit bereits Erlebten zu vergleichen und daraus Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. Dies ist in der aktuellen Situation nicht möglich und so fehlt uns die Orientierung und damit Kontrolle und Sicherheit.  

Sind uns Situationen fremd und unvertraut, greifen wir aus Unsicherheit häufig auf unsere – meist in der Kindheit – erlernten Grundmuster zurück. Entweder wir neigen dazu uns in der Krise zurück zu ziehen und gehen aus dem Kontakt. Oder wir sind eher offensiv, ungehalten, laut und greifen an.

INFORMATIONEN FILTERN

Suchen Sie gezielt bei vertrauenswürdigen und wissenschaftlich fundierten Quellen wie dem Robert-Koch-Institut, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder dem Bundesministerium für Gesundheit nach Informationen zur aktuellen Lage. Leiten Sie keine ungeprüfte Information aus dem Internet (Youtube, Instagramm, Facebook etc.) weiter und schützen Sie sich selbst vor dieser Informationsfülle.

Legen Sie Pausen in der Informationsbeschaffung ein. Es ist nicht nötig den Liveticker zu verfolgen. Es reicht in der Regel sich einmal am Tag über die Vorgänge zu informieren. Sie vermeiden hierdurch zusätzliche eigene Verwirrung durch nicht selten widersprüchliche Meldungen über den Tagesverlauf.

STRUKTUREN UND ROUTINEN NEU EINRICHTEN

Kommen Sie trotz veränderter Lebensumstände zu einer routinierten Struktur in ihrem Tagesablauf. Setzen Sie sich feste Zeiten zu denen Sie aufstehen, die Mahlzeiten einnehmen, einen Spaziergang machen, Einkäufe erledigen oder soziale Kontakte pflegen (mit Mindestabstand oder über elektronische Medien). Nutzen Sie kulturelle „Veranstaltungen“ im Internet und variieren Sie Ihr eigenes Programm. Nichts gegen die Mediathek oder Netflix, aber z. B. haben viele Museen einen Online Rundgang durch ihre Ausstellungen eingerichtet. Auch gibt es z. B. in der Stadtbibliothek Wetzlar die Möglichkeit, sich kostenfrei Bücher über die Onleihe auszuleihen.

GESUNDHEITSFÖRDERND SIND SPORT UND ENTSPANNUNG

Sport kann helfen, Stress abzubauen (z.B. Joggen, Walken, Fahrradfahren). Entspannungstechniken oder Meditation können Sie dabei unterstützen, Ihrem Körper und Ihren Gedanken eine Pause zu gestatten. Musik zu hören kann Ihnen helfen sich abzulenken und selbst tanzen geht gut in den eigenen vier Wänden.

GESUNDHEITSSCHÄDLICHES VERHALTEN VERMEIDEN

Meiden Sie kurzfristige Strategien, wie den Konsum von Alkohol oder anderen Substanzen, um Ihre Gefühle zu steuern. Langfristig führen solche gesundheitsschädlichen Strategien zu einem negativen Kreislauf, der in eine psychische oder körperliche Erkrankung münden kann. 

PFLEGE DER SOZIALEN KONTAKTE

Soziale Kontakte zu pflegen ist ein Grundbedürfnis unserer Seele und genauso wichtig wie Essen und Trinken. Nutzen Sie Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, wie das gute alte Telefon und natürlich auch Vernetzung via Email, Videotelefonie oder Chatprogramme. Besonders in Krisenzeiten kann der positive Austausch mit anderen Menschen ein wohltuender Faktor für Ihre psychische Gesundheit sein. Prüfen Sie jedoch hierbei welcher Kontakt ihnen gut tut und welcher nicht. Überlegen Sie aber auch, wer Ihren Zuspruch brauchen könnte.

POSITIV BLEIBEN UND AKZEPTANZ HERSTELLEN

Bleiben Sie positiv und denken Sie daran, dass auch in der Vergangenheit Gesellschaften Krisen bewältigen konnten und wieder zur „Normalität“ übergegangen sind. Eine Krise ist nichts Unüberwindliches, sondern eine Herausforderung des Lebens. Vielleicht hilft es Ihnen ja auch daran zu denken welche Krisen Sie in ihrem Leben schon durchgestanden haben und denken Sie daran, wie diese Krisen Sie vielleicht stärken konnten.

PERSPEKTIVEN VERÄNDERN

Überlegen Sie aus welchem Blickwinkel Sie diese Zeit alternativ betrachten könnten. Welche Möglichkeiten sich Ihnen z. B. bieten durch die Zeit, die Sie mehr zu Hause verbringen, in der Familie zu sein, mit den Kindern. Vielleicht gelingt es Ihnen Hobbies zu entwickeln, an die Sie vorher noch gar nicht gedacht haben, wie Kochen, ein Tagebuch führen oder Gartenarbeit? Oder die Sie lange nicht mehr getan haben wie Bücher lesen, ein altes Musikinstrument wieder auszupacken oder gemeinam in der Familie zu singen, zu spielen und sich vorzulesen. 

VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN

Schauen Sie in Ihrer Nachbarschaft, wer Ihre Unterstützung gebrauchen könnte und bieten Sie diese an.  Machen Sie sich Ihres Einflusses bewusst, die Situation für uns alle positiv zu gestalten und zu verbessern.

WO FINDE ICH HILFE?

Wie Ärzte halten auch viele Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ihre Praxen offen. Viele bieten zusätzlich zu Terminen in der Praxis die Möglichkeit Online-Termine zu vereinbaren.

CORONA KINDERN VERSTÄNDLICH MACHEN

Ein lesenswertes Interview zu diesem Teilthema führte Mareen Linnartz mit Diplompsychologe Wilfried Griebel, einem langjährigen Mitarbeiter des Staatsinstituts für Frühpädagogik in München. Es ist in der „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlicht: https://www.sueddeutsche.de/panorama/corona-kommunikation-kinder-angst-1.4839298  

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