Sehr schnell geraten beide dann auf die vierte Ebene, die Ebene des Unerledigten aus den Herkunftsfamilien. Tina lebt in ihrer Karriere das Leben ihres sehr erfolgreichen und bewunderten Vaters weiter. Tinas Vater, der bereits zwei Herzinfarkte hinter sich hat, spornt sie in ihrem Streben zudem weiter an. Thomas hat das Bild seiner in ihrer Rolle aus Hausfrau sehr unglücklichen und depressiven Mutter im Kopf. Thomas war lange Zeit der Trostpartner seiner Mutter und fühlte sich völlig zu Unrecht verantwortlich für ihr Unglück. Ein Selbstmordversuch der Mutter konnte nur mit Glück verhindert werden. Tina hat den Auftrag: „Werde so wie dein Vater“. Thomas hat den Auftrag: „Das Leben seiner Mutter zu retten.“ Es wird an dieser Stelle offenbar, dass sie sich in Bezug auf den Auslandsaufenthalt nicht einigen können, weil beide in ihrem Lebenskonzept Aufträge der Eltern erfüllen wollen. Es ist daher wichtig zu fragen, was beide als Frau, als Mann und als Paar selbst möchten, losgelöst von ihrer Loyalität den Eltern gegenüber. Erst wenn sich beide über ihre eigenen Vorstellungen im Klaren sind und es schaffen sich von ihren unbewussten Intentionen zu befreien, können sie den Konflikt erfolgreich lösen.
Es ist selten, dass alle vier Ebenen von Anfang in der Therapie zur Sprache kommen oder gesehen werden. Manchmal reicht es auch, nur auf einer, zwei oder drei Ebenen zu arbeiten. Viele häufiger ist es allerdings, dass die jeweiligen Lebensgeschichten der Partner in der Paarbeziehung eine zwar unbewusste, aber gewichtige Rolle spielen. Es ist in jedem Fall hilfreich, sich hierbei professionelle Unterstützung zu suchen.