"Still Face Experiment" - Wenn Eltern emotional nicht erreichbar sind

Wie emotional nicht erreichbare Eltern auf Kinder wirken ist sehr anschaulich in einem bemerkenswerten Experiment zu sehen, dass als „Still Face Experiment“ von Edvard Tronick an der Harvard Universität in die Geschichte eingegangen ist. Früher ist man davon ausgegangen, dass Baby nicht in einen direkten sozialen Austausch treten können. Das ein Austausch aber bereits sehr früh im Leben gesucht wird und stattfinden kann, wird in diesem Experiment sehr anschaulich deutlich. (Es kann auf Youtube unter „Still Face Experiment“) angeschaut werden.

Es ist zunächst zu sehen wie eine Mutter liebevoll und voller Wärme mit ihrem einjährigen Baby im Kontakt steht. Sie nimmt alle seine Äußerungen auf und spricht mit ihrem Baby. Sie antwortet mit den Augen, der Stimme und berührt ihr Baby. Dieses wiederum findet seine Freude an diesem Austausch, der deutlich sichtbar wird im Lachen und Glucksen des Babys.

Im nächsten Schritt dreht sich die Mutter zunächst weg um sich dann mit versteinertem Gesicht dem Kind wieder zuzuwenden. Das Baby reagiert hierauf direkt und unmittelbar. Es ist verunsichert, da keine Reaktionen mehr von der Mutter, der Kontakt abgebrochen ist. Es versucht mit Gestik und Stimme wieder Reaktionen der Mutter hervorzurufen. Es schreit und quiekt, es zeigt hier hin und dort hin, doch vergeblich. Die Versuche werden verzweifelter. Es weiß nicht was hier auf einmal los ist und bittet die Mutter mit dem ganzen Körper wieder in Kontakt zu kommen. Der Stress in dem Baby steigt sichtbar an, bis es schließlich anfängt zu weinen. 

An diesem Punkt, nach etwa zwei Minuten, wird das Experiment beendet und die Mutter zeigt wieder ihr natürliches und antwortendes Verhalten. Eine Verbindung ist wiederhergestellt und das Baby erleichtert, dass diese unangenehme Phase vorbei ist. Das Gute ist, dass das Baby sicher wieder sehr schnell umstellt und in der Regel solche Phasen gut verarbeiten und verkraften kann. Schlimm wird es für das Baby, wenn Eltern selber in ihrer emotionsarmen Fassade feststecken. Das Baby hat dann keine Möglichkeit auf nonverbaler und emotionaler Ebene mit der Mutter oder dem Vater in Kontakt zu kommen. Seine Impulse werden, nach anfänglich ärgerlichen, dann immer verzweifelteren Versuchen, immer schwächer bis sie irgendwann komplett eingestellt werden. Das Auflehnen gegen diesen grausamen Zustand versiegt und Resignation breitet sich aus.  

Eine solche frühe und negative Erfahrung, verbleibt als Prägung im Körper gespeichert. Sie ist häufig verbunden mit den verinnerlichten Glaubenssätzen:

  • „Ich bin nicht genug.“
  • „Ich bekomme nicht, was ich brauche.“
  • „Ich darf keine eigenen Bedürfnisse haben.“
  • „Ich genüge nicht.“

Ein Auflösung dieser Glaubenssätz ist möglich, setzt allerdings eine entsprechende Aufarbeitung der eigenen Biografie voraus. Eine Psychotherapie ist geboten.

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