Die zwei Seiten des Mannes

„Raue Schale – Weicher Kern“

Dies Sprichwort verdeutlicht recht gut das gängige Bild, bzw. Dilemma männlichen Daseins, das nicht selten in Lebenskrisen oder ein Burnout führen kann. Oft gelingt es Männern nämlich zumindest in intimer partnerschaftlicher Zweisamkeit, Abwehrinstinkte den eigenen Gefühlen gegenüber zu überwinden, Emotionen zuzulassen und Bedürftigkeit auszudrücken. Frauen gehen dann mitunter davon aus, jetzt den eigentlichen und wirklichen Charakter ihres Partners vor sich zu sehen. Ein Konflikt ist vorprogrammiert.

Und dies entspricht ja auch dem Bild von Schale und Kern. Erst muss die Schale entfernt werden, um an den eigentlichen Kern (das Gute) zu gelangen. Hier schwingt auch eine Hoffnung mit, dass wenn die Schale erst mal ab, sie sich auch nicht wieder neu bilden wird. Der Mann sich sozusagen von nun ab emphatisch und mitfühlend zeigt und gleichzeitig seine eigene Bedürftigkeit nicht mehr versteckt.

Außer acht gelassen wird hierbei, dass es sich bei der gewohnten Gefühlsabwehr um einen über Generationen hinweg verinnerlichten Mechanismus der Lebensbewältigung und Identitätsentwicklung handelt. Eine aus Sicht des Mannes absolut notwendigen Eigenschaft, um im täglichen Dasein des Büro- oder generellen Berufslebens überhaupt überleben zu können. Eine Eigenschaft, die sich aber leider nicht einfach einschalten und wieder ausschalten lässt.

Dies aber nicht nur zu sehen, sondern auch anzuerkennen, stellt für beide Seiten einer Partnerschaft eine der entscheidenden Herausforderungen im Zusammenleben dar. Für die einen, ihren Partner zu sehen als das, was er ist. Als einen Menschen, der in unterschiedlichen Situation verschiedene Seiten zeigt und somit auch differenzierte Reaktionsmöglichkeiten hat. Und für die anderen, es als Entwicklungsaufgabe zu sehen, die eigene männliche Identität bewusst zu machen, auszubalancieren und sich somit unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Sozusagen Herr im eigenen Körper zu werden und selbst zu entscheiden, welche Seite der eigenen Persönlichkeit aufgeschlagen werden sollte.

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