Was bedeutet Empathie?

Die Fähigkeit sich in andere einzufühlen, wahrzunehmen, was im anderen vor sich geht. Dies nennt man Empathie oder Einfühlungsvermögen. Empathie bedeutet, nicht gleichgültig zu bleiben, sich anrühren zu lassen und miteinander auf natürliche Weise in Kontakt treten zu können. Es wird ein emotionales Verständnis für die Situation des Gegenüber entwickelt, aus der verschiedene emotionale Qualitäten resultieren können. Eine davon ist z. B. das Mitgefühl, es kann aber auch in Neid oder Schadenfreude resultieren. Denn auch für diese Gefühle ist Empathie die entscheidende Voraussetzung.

Empathie macht somit jede Begegnungen reicher im Erleben. Empathie kann aber auch die eigene Verletzbarkeit erhöhen, gerade im Kontakt mit Menschen, die diese Fähigkeiten nicht mitbringen oder bewusst ausblenden.

Empathie ist eine Voraussetzung für Verständnis, Solidarität und Nähe. Wer leidet, benötigt keine großen Worte, sondern vor allem das Gefühl, jemand ist da, hört zu, fühlt mit und versteht mich. Wenn jemand uns gegenüber einfühlsam reagiert, fühlen wir uns gesehen und angenommen.  Wer sich aber selbst nicht spürt, kann kein Mitgefühl entwickeln oder feststellen, was im Anderen vorgeht.

Ein Lächeln kann uns in gute Laune versetzen. Ist es jedoch aufgesetzt, spüren wir auch das und unsere Reaktion fällt anders aus. Wir erkennen, was gemeint ist und beziehen dies in unser Handeln mit ein. Ob jemand uns sympathisch ist oder nicht, stellen wir in kürzester Zeit fest. Die Fähigkeit Empathie so auszudrücken, dass sie von anderen als angemessen und angenehm empfunden wird, soll eines der Geheimnisse sympathischer Ausstrahlung sein.

Unser Gehirn ist fähig anhand von Mimik, Gestik und Körperhaltung Zeichen der Angst und der Freude oder auch des Ekels zu erspüren. Wir gleichen den Gesichtsausdruck des gegenüber mit eigenen Erfahrungen ab und kommen automatisch zu einer emotionalen Reaktion.

Unser Einfühlungsvermögen wird entscheidend geprägt von dem, was wir als Kind schon im Mutterleib erfahren haben. Mitschwingen mit der Mutter ist der Ursprung des Einfühlungsvermögens und ein entscheidender Lernprozess für die Entwicklung des eigenen emotionalen Erlebens. Je eindeutiger die Mutter ihre Gefühlserlebnisse ausdrückt, desto leichter können wir diese Reaktionen als Muster für unser eigenes Handeln übernehmen. Wichtig hierbei ist, dass Gefühlszustand und Gefühlsausdruck der Mutter übereinstimmen und kongruent sind, andernfalls droht Verwirrung.

Von Natur aus sind Kinder sehr mitfühlend und unterliegen zu Beginn dem Mechanismus der Gefühlsansteckung. Dies beschreibt schon die Entwicklungspsychologie. Hieraus erwacht in dem Moment Empathie, wenn Kinder sich selbst erkennen können. Erst dann sind sie in der Lage zu unterscheiden und die Quelle des mitempfundenen Gefühls zu entdecken. Bis ins Alter von drei Jahren zeigen Kinder deutliche Formen von Mitgefühl. Erst dann werden Regeln aus der sozialen Umgebung nach und nach übernommen, wie z. B. wer verdient überhaupt Mitgefühl bzw. verdient selbstverschuldetes Leid mein Mitgefühl?

Macht das Kind die Erfahrung, dass sich in seinem familiären Umfeld keiner in den anderen hineinversetzt, macht es auch für das Kind kein Sinn, sich in die Eltern hinein zu versetzen. Die Folge hiervon ist, dass sich diese ursprüngliche Begabung mehr und mehr verliert. Bei vielen ist das Potenzial sich in andere einzufühlen jedoch nicht verschwunden, sondern nur verschüttet. Es ist überdeckt von Emotionen wie Angst, Wut oder Trauer. Ein Weg zur Rückeroberung des eigenen Einfühlungsvermögens ist der Weg der Achtsamkeit, der bewussten Wahrnehmung der eigenen Gefühle und dem Empfinden meiner direkten Umgebung.

Achtsamkeit lässt sich in jedem Alter sehr gut trainieren. Täglich nur 15 Minuten Zeit für Yoga, Tai-Chi, Meditation oder Qi-Gong können die eigene Achtsamkeit fördern. Denn wenn unser Gehirn ausgeglichen und ruhig ist – und das haben Forscher wie Daniel Siegel belegt – entstehen daraus ganz automatisch Empathie und Mitgefühl.

Empathie und Mitgefühl ermöglichen es uns dann, wieder auf natürliche und zufriedenstellendere Weise miteinander in Kontakt zu treten.

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