Kollegiale Fallberatung

Eine kollegiale Fallberatung ist ein hochwirksames Instrument in der Supervision. Sie kann in Begleitung eines externen Supervisors oder auch von Teams gerade in sozialen Bereich sehr gut selbständig durchgeführt werden. Zu empfehlen ist es in jedem Fall, die einzelnen Schritte und Phasen sehr sorgfältig und genau zu beachten um ein im Sinne der Supervision bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Das Setting der kollegialen Fallberatung und die einzelnen Phasen sind im folgenden beschrieben:

Das Setting der kollegialen Fallberatung

Als Gruppengröße hat sich ein Anzahl von mindestens 5 und höchstens 10 Personen als besonders effektiv ergeben. Ist die Personenzahl zu gering ist es schwierig mehrere und diffferenzierte Beratungsbeiträge und Handlungsideen zu sammeln. Werden es mehr als 10 Personen wird die Beratung schnell unübersichtlich und zieht sich auch zeitlich in die Länge. Hinsichtlich des genutzten Raums sollte darauf geachtet werden, dass er ruhig, freundlich und ungestört ist. Es empfiehlt sich für diese Arbeit ein Stuhlkreis mit einer Mitte.

Wie für jede Supervision sollte vor Beginn eine Vertrauensvereinbarung getroffen werden. Das bedeutet, dass Inhalte am besten gar nicht oder nur anonymisiert aus der Gruppe getragen werden dürfen! Dies unterstützt das Gefühl der TeilnehmerInnen sich in einem geschützten Raum zu bewegen und sorgt dafür, dass Impulse in die Gruppe getragen werden und auf diese Weise dem Prozess zur Verfügung stehen können. Als Zeitvereinbarung sollten bei zwei Fallbesprechungen ca. 90 bis 120 Minuten eingeplant werden.

Als nächstes bietet es sich an, wenn auf eine externe Supervision verzichtet wird, die Rollen zu vereinbaren. Für die Moderation gilt, dass der/die ModeratorIn nicht mitberät und ein eventueller Co-Moderation zur Unterstützung auf die Zeit achtet.

Phasen der kollegialen Fallberatung

In der Einstiegsrunde wird ein Bogen zur letzten Sitzung geschlagen und gefragt, ob die letzte Sitzung weitere Gedanken oder Handlungen ausgelöst hat. Dann benennen die Teilnehmer kurz ihre Anliegen/Themen und es wird sich auf einen Fall / eine/n Falleinbringer geeinigt. Hierbei geht die Gruppe in einen Dialog und versucht sich auf einen Fall zu einigen, zu dem nun beraten werden soll. Kriterien für die Einigung können sein:

  • Interesse möglichst vieler an einem Thema
  • Dringlichkeit des Themas
  • Abwechslung der FalleinbringerInnen

Jetzt kommt es zur Falldarstellung durch die KollegIn und die Gruppe wird zu aktivem Zuhören aufgefordert. Hierzu gehört das Öffnen aller Wahrnehmungskanäle und Repräsentationssysteme. Es geht darum, den Fall so zu schildern, dass möglichst alle sich ein Bild von der Situation machen können. Hierbei ist darauf zu achten, dass es zu keiner Intervention durch die Gruppe kommt!

Die Gruppe hat daran anschließend die Möglichkeit Sachfragen zu Sachaussagen zu stellen, die sie nicht verstanden haben. Es sollen noch keine Erklärungen, keine Interpretationen, keine lösungsintendierende Fragen und keine Bewertungen erfolgen.

Nun wird durch die FalleinbringerIn eine Schlüsselfrage für die Beratung formuliert. Dies ist sehr entscheidend für den Erfolg der Supervision und der/die Moderator/in unterstützt diesen Prozess aktiv. Die Frage wird anschließend an eine Flipchart geschrieben.

In der anschließenden Fallbesprechung der Gruppe, verlässt die FalleinbringerIn den Stuhlkreis und nimmt eine Außenperspektive ein. Die Gruppe trägt ihre Wahrnehmungen, Interpretationen und mögliche Hypothesen zusammen. Allen sollte klar sein, dass es sich dabei um subjektive Wirklichkeitskonstruktionen handelt. Lösungsvorschläge und Ratschläge sind hier unbedingt zu vermeiden!

In der Reflexion des/der FalleinbringerIn kommt die FalleinbringerIn in den Stuhlkreis zurück und beschreibt die Aussagen der Gruppe aus der vorhergehenden Fallbesprechung, die neu und überraschend erschienen und die zur eigenen Wirklichkeitskonstruktion passen.

Dann folgt die Phase in der Handlungsideen und Lösungsansätze erarbeitet und zusammengetragen werden. Die Gruppenmitglieder schreiben hierbei möglichst konkrete Handlungsschritte, die aus ihrer Perspektive zur Lösung führen könnten, auf Karteikarten (auf jede Karte nur ein Schritt). Jedes Gruppenmitglied überreicht der/die FalleinbringerIn seine Karten (kein Dialog). Der/ die FalleinbringerIn ordnet die Karten vor sich in der Rangfolge, wie ihr/ihm die Schritte nahe liegen.

In der Abschluss/Rückkoppelungsrunde hat jede/r die Möglichkeit das bearbeitete Thema mit eigenen beruflichen Erfahrungen zu verknüpfen.

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