Begründer der Gestalttherapie – Paul Goodman

Biografie Paul Goodmans bis zur Begründung der Gestalttherapie

Paul Goodman wurde am 9. September 1911 in New York City unter dem Familiennamen seiner Mutter geboren.

Goodmans Vater, Barnet Schatz, ein erfolgreicher Antiquitätenhändler und Auktionator, verließ seine Frau Augusta und ihre gemeinsamen drei Kinder, als Augusta mit dem vierten Kind, Paul, schwanger war. Am Tage der Geburt von Paul Goodman wurde die Scheidung offiziell vollzogen.

Enttäuscht von ihrem Mann beschloss Augusta alles, was mit ihrem Exmann zu tun hatte, aus ihrem Leben zu verbannen. Und so kam es, dass Paul Goodman zunächst zwangsweise in Armut aufwachsen musste, obwohl er in wohlhabenden Verhältnissen geboren wurde. Viel später und aus Protest sowie als Unabhängigkeitserklärung gegenüber der konsumzentrierten Welt, erlegte sich Paul eine freiwillige Armut auf.

Konzentriert vor allem auf die Frauen der mütterlichen Familie, in der das Thema Vater tabu war, war sein zentrales Lebensthema ein vaterloser Junge zu sein. Paul hatte großes Interesse an Sprachen, Literatur, griechischer Philosophie, amerikanischer Geschichte und Kultur und erhielt wegen seiner überragenden Leistungen immer wieder Stipendien für die besten Schulen. Er war ein Universalgenie, fasziniert von Menschen mit ihren Geschichten und Ideen und vom Besonderen im Alltäglichen. Diese Faszination prägte seinen gestalttherapeutischen Stil:

„Die beste Therapie darf sich nicht wesentlich von einem freundschaftlichen Diskurs unterscheiden“,

war daher seine Devise.

Zunächst studierte Goodman Philosophie und Literatur und arbeitet nach Studienabschluss 1931 als Literat, seinem ersten Beruf. Seine ausgeprägte kritische Einstellung gegenüber jeglichem institutionellen Rahmen hinderte ihn daran, eine akademische Karriere einzuschlagen. Nachdem seine ersten literarischen Schriften viel versprechend waren, aber erfolglos blieben, entschloss er sich zu einem Philosophiestudium an der Columbia Universität und ging 1936 nach Chicago.

Dieses Studium war für die Entwicklung seiner philosophischen Identität besonders bedeutsam. Der vierjährige Aufenthalt in Chicago bedeutete für Goodman aber auch, sein häusliches Matriarchat, wo Mutter und Schwester für den mittlerweile 25-jährigen gesorgt hatten, verlassen zu müssen. In Chicago fühlte er sich verlassen und isoliert, auch weil ihn seine homosexuelle Neigung zum Außenseiter machte und die Stütze seines familiären Hintergrundes fehlte.

Paul Goodman war ein Nonkonformist, ein Pazifist und Anarchist, der keinen Platz in einer Konformität und Eingliederung fordernden Gesellschaft fand. Harte Arbeit, Talent und Kreativität brachten ihm zu Anfang wenig Beachtung. Seine literarischen Auseinandersetzungen mit Philosophen, Schriftstellern (Rilke, Kafka) und Psychologen (Freud, Reich) brachte Feindschaft, Ignoranz und finanzielle Pleiten. Sein homosexuelles freies Leben bereitete ihm zudem viele Probleme, Enttäuschungen und Schmerz. Halt fand er in seinen Ehen und seinen Kindern. Neue Herausforderungen und Aufgaben, auf die er hoffte, kamen unerwartet in Gestalt von Fritz Perls, der ihn 1947 in New York aufsuchte.

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