Begründer der Gestalttherapie Lore und Fritz Perls

Gemeinsame Lehrjahre 1927 bis 1933

Ende 1927 ging Fritz Perls zunächst für ein halbes Jahr nach Wien, um dort seine Kontrollanalyse bei Helene Deutsch zu beginnen und selbst zu praktizieren. Sigmund Freud war unerreichbar, wurde er doch von seinen treuesten Anhängern stets abgeschirmt. Jeder „anders denkende Dissident“ (O. Rank, W.Reich, S. Ferenczi) wurde ausgeschlossen und als psychotisch stigmatisiert. Ein Freigeist wie Perls konnte in dieser Atmosphäre nicht gedeihen und kehrte ernüchtert und enttäuscht nach Berlin zurück.

In der Zwischenzeit studierte Lore Posner in Frankfurt Gestaltpsychologie, beschäftigte sich mit Psychoanalyse und fand durch ihre Studien bei den Philosophen Martin Buber und Paul Tillich einen Ausweg aus der Masse der für sie unvereinbarenden Studieninhalte. Im Kontakt mit Martin Buber und Paul Tillich erlebte sie den persönlichen Dialog des Sprechens und Sich-Angesprochen-Fühlens. Bubers Lebensthema  „Die Heilung aus der Begegnung“ wurde für Lore die Grundlage für ihre gestalttherapeutische Haltung. Paul Tillich beeindruckte sie durch seine Überlegungen vom Wesen der Liebe:

„Selbstliebe und Liebe des begegnenden Du ist ein und derselbe Akt“.

Sein Konzept der Grenze, wonach die Kontaktgrenze der eigentliche, fruchtbare Ort der Erkenntnis ist, hatte entscheidenden Einfluss auf die Gestalttherapie und beschäftigte Lore zeitlebens. In diese Zeit fallen auch die ersten Studien des Taoismus.

Die Beziehung von Lore und Fritz war 1930 eine Liebesbriefbeziehung, in der sie sich über ihre Studien und Erfahrungen austauschten. 1930 entschieden sie sich für ein gemeinsames Leben und heirateten am 23. August. Ein Jahr später wurde Tochter Renate geboren und 1932 schloss Lore Perls ihre Promotion ab.

Wichtigster Lehrmeister für Fritz war in dieser Zeit nach 1930 Wilhelm Reich. In der Zeit von 1926 bis 1933 erlebten Fritz und Lore Perls ihre wichtigsten Lehrjahre. Ihre Begegnung im Oktober 1926 was der nachhaltigste Einfluss für sie beide. Sie lebten im kontinuierlichen Dialog, waren stets interessiert und bereit voneinander zu lernen. In diesen Jahren führten sie eine partnerschaftliche, für einander sorgende und die Intelligenz, das Wissen und die Kreativität des anderen wertschätzende Beziehung.

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